Geschichte (Kurzfassung) der
Pfarr- und Wallfahrtskirche Lockenhaus.

Der Grundstein der Kirche wurde am 2. Juli 1656 gelegt. Der Bauherr war Graf Franz Nādasdy, der Besitzer der Herrschaft Lockenhaus. Der Baumeister war ein junger Italiener, Pietro Orsolini. Das Kirchenschiff ist 18 Meter hoch, der Turm 57,5 Meter. Der Baustil ist Barock, der Kircheneingang ist noch im Renaissancestil gehalten. Währen des Baues bekamen die beiden Seitenwände Sprünge und der Bau ruhte einige Jahre. Erst am 15. September 1669 wurde die Kirche eingeweiht.

Das Altarbild über dem Hochaltar wurde vom Günser Maler Kēry geschaffen und zeigt die beiden Schutzheiligen der Kirche: den Hl. Bischof Nikolaus von Myra und den Hl. Mönch Nikolaus von Tolentino. Den Hochaltar krönt das Gnadenbild von Lockenhaus: „Die Mutter vom guten Rat“. An der Südwand des Presbyteriums hängen zwei Ölbilder aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die beiden Heiligen tragen die Gesichtszüge von Franz Nādasy und seiner Gemahlin Anna Julian Esterhāzy. Das Schmuckstück der Kirche ist der Barocke Marienaltar. Er zeigt die Muttergottes als „Magna Mater Hungarie“ im ungarischen Krönungsornat als Siegerin über die Türken.

Die kleine Kapelle über der Sakristei war der Betchor der Augustinermönche, die die Pfarre Lockenhaus von 1656 – 1820 verwalteten. Das Kloster war geistiger Mittelpunkt der ganzen Umgebung und wurde im Zuge der josephinischen Reformen aufgelöst.

Die Gruft war die Begräbnisstätte der Familie Nādasdy. Die Muttergottesstatue auf dem Altar genießt besondere Verehrung. Im roten Marmorsarkophag ruht der unglückliche Bauherr der Kirche mit seiner Gemahlin. Er wurde am 30. April 1671 in Wien enthauptet.

Im Grabmal gegenüber ruht der Ahnherr Palatin Thomas Nādasdy und seine Gemahlin Ursula Kanizsay.

In die Wände der Gruft eingemauert ruhen die Pater und Brüder der Augustiner-Eremiten.

In den Jahren 1979 bis 1995 wurde die Kirche renoviert.

 

 Metallarm mit einer Reliquie des Kirchenpatrons Nikolaus von Tolentino

 

Die „Schwarze Madonna“

Maria, die Schutzfrau des Güns- und Zöberntales

Die so genannte „Schwarze Madonna“ in der Krypta der Pfarrkirche Lockenhaus ist eine Halbfigur aus Lindenholz und stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert.

Die Entstehung und Herkunft dieser einzigartigen Statue liegt im Dunkeln. Sie stellt Maria als die „Unbefleckte Empfängnis“ dar und ist die künstlerische Umsetzung der marianischen Theologie, wie Fürst Paul I. Esterházy sie in seinem Buch „speculum immaculatum“ (Maria, unbefleckter Spiegel Gottes, 1698) entfaltet hat.

Den historischen Hintergrund bilden Gegenreformation, Graf Franz III. Nádasdy, dessen Tochter Christine, deren Gatte Graf Nikolaus Draskovich und der bereits erwähnte Fürst Paul I. Esterházy. Letzterer erklärte Maria zur Schutzfrau seiner hiesigen Herrschaft und forderte die Bevölkerung zur Wallfahrt nach Lockenhaus auf (1704). Bis in die Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts fanden diese Wallfahrten ohne Unterbrechung Statt – vor allem am 10. September, dem Festtag des heiligen Kirchenpatrons Nikolaus von Tolentino, dem „Kirtag“ oder „Großen Markttag“.

Fürst Paul I. Esterházy blieb Zeit seines Lebens ein großer Verehrer dieser Gnadenstatue. Bei der Bevölkerung war sie ebenfalls sehr beliebt und galt als wundertätig.

Dr. Franz Koller

Schwarze Madonna in der Gruft.